Entwurfsgedanken. Das markante Grundstück im Kreuzungsbereich Sebastianstraße - Hauptstraße wird mit einem kompakten, polygonalen Viergeschosser mit 20 Wohneinheiten und einer Gewerbeeinheit im Erdgeschoss bebaut. Die Form reagiert auf den Grundstückszuschnitt sowie die umliegende Nachbarbebauung und lässt zwei Freiräume entstehen: einen befestigten Quartiersplatz im östlichen Grundstücksbereich und einen Garten im Westen.
Die beiden unterschiedlichen Freibereiche zeichnen sich durch ihre hohe Aufenthaltsqualität aus, sind gut erreichbar, sowie geschützt gegenüber den vorbeiführenden Straßenanlagen angelegt. Bepflanzungsinseln, welche auch zum Verweilen einladen, grenzen den PKW-Verkehr mit Längsparkieren und umgelegten Gehsteigen vom geschützten Quartiersplatz ab. Der vorgelagerte Quartiersplatz mit schattenspendenden Hochstämmern wertet die Gewerbefläche im Erdgeschoss auf. Er ist Treffpunkt für Bewohner und Nachbarn. Der Quartiersplatz orientiert sich zum Kreuzungsbereich und zur gegenüberliegenden Schule, welche als öffentlicher Solitärbau über einen großzügigen Schulplatz verfügt. Ähnlich wie die Zwischenräume der angrenzenden Ein- und Mehrfamilienhäuser bietet auch der geschützte westliche grüne Garten besondere Qualitäten. Die Ausblicke der Wohnungen sind weit und angenehm.
Der Zugang zur Gewerbeeinheit im Erdgeschoss und den Wohnungen ist klar und verständlich über einen eingeschnittenen Eingangsbereich konzipiert, welcher auch das Abstellen von Fahrrädern ermöglicht. Darauf folgt Lift und Stiegenhausanlage durch sämtliche Geschosse. Oberlichten und Luftraum, Bepflanzung und Beleuchtung werten das Stiegenhaus zum lichtdurchfluteten Atrium auf.
In der Bauform integriert sind Abfahrtsrampe und Fahrradraum, sowie Flächen für Mülllagerung und -abholung. Die Gewerbeeinheit liegt in ihrer Höhenlage ähnlich zur Straße, die Wohnungen im Erdgeschoss mit ihren Hausgärten werden 50 cm über Straßenniveau angehoben. Die Privatgärten sind klein gehalten, nach Süden und Westen orientiert und über geschwungene Heckenbänder von den allgemeinen Freiflächen getrennt. Durch die Zurücknahme des Baukörpers vom Kreuzungsbereich profitieren die Wohnungen in den Obergeschossen.
Die Verdichtung am Ort ist maßvoll und sensibel gewählt, der Baukörper dennoch selbstbewußt gestaltet und ausformuliert. Das Projekt zeichnet sich durch seine Integration in die Umgebung aus und ist dennoch als besonderer Wiedererkennungspunkt – Identifikation – wahrnehmbar, ohne dabei spektakulär zu wirken oder sich in den Vordergrund zu drängen.
Auszug Jury:
Der vorliegende Beitrag entwickelt den Baukörper als klare polygonale Figur. Die Gebäudefronten orientieren sich am Verlauf der Straßenlinien sowie an der nördlichen Gartengrenze. Zum Straßenraum an der Kreuzung Sebastianstraße | Hauptstraße wird das Volumen diagonal geformt, wodurch ein kleiner Quartiersplatz entstehen soll, der wiederum durch einen Baumfilter zur Straße hin eingehegt wird. Die Gewerbeeinheit und die Wohneinheiten legen sich um ein mittiges Atrium, Loggien sind ausnahmslos in das Volumen eingeschnitten, die Tiefgaragenabfahrt im Norden wird ins Haus integriert. In dem lichtgrau verputzten (Kratzputz) Mauerwerksbau sollen in den Fenstern und Loggien Holzfüllflächen die Öffnungen rahmen.
Der kompakte Körper nimmt in seiner Formulierung umgebende Wegverläufe und Gebäudekanten auf, er findet im richtigen Maße den Dimensionssprung zur Nachbarschaftsstruktur und erscheint in dieser teilweise kleinkörnigen und gartengrünen Umgebung immer noch in einen Gartenraum gesetzt, wie viele der umgebenden Bestandshäuser. Die leicht abfallende Straße und die Raumhöhendifferenz wird geschickt genutzt um die Wohnungen an der Straße etwas höher zu setzen als die Gewerbefläche im Vorbereich des Hauses.
Da das städtische Raumgefüge im Umfeld deutlich macht, dass der südliche Platzraum "Sebastianplatz" gestärkt und der Kreuzungsbereich als Straßenraum untergeordnet gesehen und formuliert werden soll, ist die Raumseite des Projektes zur Kreuzung, der sogenannte Quartiersplatz in seiner Gesamtbetrachtung zu sehen und dementsprechend zu gestalten. Der städtische Gesamtraum vom Kreuzungsbereich über den Sebastiansplatz aber auch die kleinteilige Bebauung von Norden her wäre in die Präzisierung einzubeziehen.










